Berlin, 30. Januar 2012: Das Endoprothesenregister Deutschland (EPRD) stößt bereits vor dem Start auf reges Interesse bei den Krankenhäusern. „Schon jetzt haben rund 150 Kliniken Informationen angefordert oder signalisiert, dass sie sich am EPRD beteiligen wollen“, sagt Dr. Christof Veit, Leiter des BQS Instituts für Qualität und Patientensicherheit (BQS-Institut) in Hamburg.

Sein Team testet im Auftrag des Endoprothesenregisters derzeit die Dokumentation und den Datenfluss zwischen den Krankenhäusern, den beteiligten Krankenkassen und der Registerstelle. Der endgültige Startschuss für das neue bundesweite Register fällt voraussichtlich Mitte 2012.

Das Einsetzen von künstlichen Hüft- und Kniegelenken gehört zu den häufigsten Operationen in Deutschland. Allein im Jahr 2010 haben Ärzte rund 390.000 Hüft- und Knie-Endoprothesen bei Patienten mit starkem Gelenkverschleiß (Arthrose) oder nach Brüchen eingebaut. Darin enthalten sind knapp 37.000 Wechseloperationen, bei denen die Kunstgelenke ausgetauscht werden mussten. Über die Gründe dafür wollen die Beteiligten mit Hilfe des EPRD mehr erfahren.

Dazu greift das neue Register zum einen auf Informationen zurück, die den Kliniken, Krankenkassen und Implantat-Herstellern bereits vorliegen. Zum anderen werden Krankenhäuser, die am EPRD teilnehmen, den Hersteller und den Typ des eingesetzten Implantats sowie drei kleine Zusatzinforma-tionen dokumentieren und an das EPRD weiterleiten.

Für die Krankenhäuser lohnt sich der Aufwand. EPRD-Kliniken erhalten exklusiv einmal im Jahr einen klinikspezifischen Bericht vom Register. Er gibt unter anderem Aufschluss darüber, welche Art von Prothese bei welchen Patienten bevorzugt eingebaut wird, wie sich die Zahl der Wechseloperationen entwickelt hat und warum es zu Wechseloperationen gekommen ist – bezogen auf das eigene Haus und im Vergleich zum Durchschnitt aller teilnehmenden Kliniken. Erfahrungen aus anderen Ländern zeigen zudem, dass sich mithilfe eines Registers die Zahl der Implantate, die wegen -Problemen ausgewechselt werden müssen, deutlich senken lässt. Das erhöht die Patientensicherheit, ist aber auch ein Erfolg für alle Krankenhäuser, die ja eine bestmögliche Behandlung ihrer Patienten anstreben.

Die zehnköpfige BQS-Projektgruppe um Franz-Josef Grothaus prüft aktuell in mehreren Schritten, ob die entwickelte Datentechnik und die Verfahrensabläufe wie gewünscht funktionieren. Fünf Kliniken haben die neu entwickelte EPRD-Software bereits installiert oder wollen dies demnächst tun. Im Rahmen der Testphase kommen fiktive Daten zum Einsatz. Sie werden per Mausklick an die Registerstelle am BQS-Institut übermittelt, deren Mitarbeiter sie dann mit Informationen der Krankenkassen und Hersteller verknüpfen und anschließend auswerten. „Wichtig ist, dass sich die Daten wie gewünscht zusammenfügen lassen und die Schnittstellen funktionieren“, sagt Projektleiter Franz-Josef Grothaus vom BQS-Institut, zu dessen Gruppe Informatiker und Biometriker ebenso gehören wie Pflegefachkräfte und Mediziner.

Viele der interessierten Kliniken wollen vor allem wissen, wie sich die EPRD-Software in das jeweilige Krankenhaus-Informationssystem integrieren lässt. Grothaus: „Unsere Software entspricht allgemeinen Standards. Sie kann als Stand-Alone-Lösung aufgebaut oder auch in ein bestehendes Krankenhaus-Informationssystem integriert werden. Eine individuelle Anpassung an die Wünsche der Kliniken ist in jedem Fall möglich.“ Läuft alles nach Plan, wird das EPRD erste Analysen bereits Ende 2013 an die teilnehmenden Kliniken liefern.

Das EPRD ist eine Initiative der Deutschen Gesellschaft für Orthopädie und Orthopädische Chirurgie (DGOOC), des Verbandes der Ersatzkassen e. V. (vdek), des AOK-Bundesverbandes, des Bundesverbandes Medizintechnologie (BVMed) und des BQS Instituts für Qualität und Patientensicherheit (BQS-Institut). Geschäftsführer der EPRD gGmbH ist Prof. Dr. Joachim Hassen-pflug.